Mochtest du gerne Märchen als Kind? Für mich war es schon etwas Besonderes, aus einem Märchenbuch vorgelesen zu bekommen und in zauberhafte Welten einzutauchen.
Die Symbolik kann Kindern allgemein helfen, sich im Wertesystem Erwachsener zu orientieren. Und Ängste und Spannung zu ertragen, um dann am Ende ein Gefühl von Erleichterung zu verspüren, nachdem das Gute über das Böse gesiegt hat.
Gerade im Zeitalter von Massenmedien können Märchen dazu beitragen, eine Tradition des Vorlesens beizubehalten - der wichtigsten Anregung für kindliche Fantasie. So können Bilder im Kopf entstehen, die alleine der Vorstellungskraft entspringen. Die schnelle Abfolge von Bildern auf Monitoren, Stichwort "Reizüberflutung", lässt hierfür umgekehrt nur sehr wenig Spielraum.
In der psychologischen (Trauma)Therapie werden Märchen auch gerne eingesetzt. Sie erlauben eine gewisse Distanzierung - es ist ja "nur" eine Geschichte. Märchen holen das gute Ende herein in eine Welt, in der schlimme Dinge geschehen.
Kürzlich fiel mir ein Märchenbuch der etwas anderen Art in die Hände*: "Schneewittchen und die sieben Zwerge. Neu erzählt." Von Stephan Kalinski und Iain Botterill, illustriert von Claudia Piras.
SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND, WER IST DIE MUTIGSTE IM GANZEN LAND?
Wow. Diese Version gefällt mir und lässt sich gut vereinen mit Vielem, das ich auch in der Psychologie finde. Es gibt nicht nur Gut und Böse, nicht nur Schwarz und Weiß, sogar im Märchen. Die böse Königin kam nicht ursprünglich böse auf die Welt. Hinter ihren bösen Taten steckt ursprünglich ein anerkennenswertes "Bedürfnis" (wenn auch ihre Strategie zu dessen Erfüllung verbunden mit Neid in eine wenig rühmliche Richtung geht). Schneewittchen zeichnet sich nicht durch Schönheit, sondern durch Mut aus, auch wenn sie das Gefühl der Angst gut kennt. Und sie nimmt ihr Glück selbst in die Hand, indem sie der Königin vergibt und so für sich die Freiheit finden kann, ihren Traum zu leben...
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